Fürs Studium gekommen - mit Job, Partnerin und Kind happy da

In unserer Sommerserie beleuchten wir Menschen aus aller Welt, die im Kanton Freiburg ihre Heimat gefunden haben. Heute mit Daniel Slodowicz aus Polen.

Daniel Slodowicz stammt aus Polen und lebt seit 13 Jahren in Freiburg. © RadioFr.

Daniel Slodowicz lebt seit 13 Jahren in der Stadt Freiburg. Seine Wurzeln hat er allerdings rund 900 Kilometer und 12 Autostunden von hier entfernt. Er kommt ursprünglich aus Polen. Das Land liegt in Osteuropa und grenzt mit seiner Küste an die Ostsee. Polen ist das sechstgrösste Land der EU und mit rund 38 Millionen Einwohnenden das fünft bevölkerungsreichste. 

Quelle: Wikipedia

Alleine in Deutschfreiburg leben fast 700 Polinnen und Polen, dies geht aus dem kantonalen Statistikamt hervor. Von den rund 70'000 Einwohner im See- und Sensebezirk sind rund 12'000 aus anderen Ländern. Polen ist dabei auf Rang 7 vertreten. 

Heimatstädte und Wohlfühlort in Polen

Daniel kommt ursprünglich aus der Grossstadt Wrocław, auf Deutsch Breslau, die gleichzeitig die Hauptstadt von Niederschlesien ist. Breslau liegt im Südwesten des Landes und ist für seine ungewöhnliche Stadtkunst bekannt - die "Zwerge von Breslau" sind überall in der Stadt verstreut und sind zu einem Symbol für den Widerstand und die Solidarität in der kommunistischen Ära geworden, als sie als subtile Protestform gegen das Regime dienten. Heutzutage sind sie eine charmante Touristenattraktion und es gibt über 600 dieser Figuren in der ganzen Stadt.

Breslau wird von vier grossen Flüssen durchzogen - der Oder und ihren Nebenflüssen - und hat mehr als 120 Brücken (als Vergleich: Venedig hat über 400). Diese Wasserwege und Inseln verleihen der Stadt nicht nur ihre charakteristische Landschaft, sondern bieten auch die Möglichkeit für entspannte Bootsfahrten und Spaziergänge entlang der Uferpromenaden.

Die Mutter von Daniel Slodowicz kommt aus der Stadt Wałbrzych, deutsch Waldenburg/Schlesien. Die Grossstadt ist auch für das grösste Schloss Schlesiens, seine industrielle Geschichte im Bergbau und der Porzellanherstellung sowie als touristisches Ziel mit historischem und naturbelassenem Charme bekannt.

Daniel Slodowicz in Walbrzych, der Heimatstadt seiner Mutter, vor dem Schloss "Ksiasz", deutsch Fürstenstein.

Der Lieblingsort von Daniel ist allerdings Krakau. Dort hat er ein Erasmus-Semester gemacht, während seinem Studium in Freiburg - und viele schöne Erinnerungen an die historische Stadt.

Stolz auf Durchhaltefähigkeit in schwierigen Zeiten

Die Polinnen und Polen beschreibt er als bescheidene Leute, die zufrieden sind, mit dem, was sie haben. "Wenn etwas nicht gut läuft, lassen sie nicht gleich den Kopf hängen". Diese Eigenschaften führt Daniel auf die Geschichte des Landes zurück. Viele Polinnen und Polen sind stolz auf ihre reiche kulturelle Geschichte, Kunst, Musik und Literatur sowie auf den Widerstand und die Durchhaltefähigkeit ihrer Nation in schwierigen Zeiten. Die polnische Bevölkerung wird ausserdem gerne als gastfreundlich, familienorientiert, arbeitsam, religiös und gesellig beschrieben.

Trudno - steht unter anderem für Resignation oder Akzeptanz

In vielen Fällen wird "Trudno" verwendet, um eine Art von Resignation oder Akzeptanz in Bezug auf eine Situation auszudrücken, die als unvermeidlich oder schwierig angesehen wird. Es kann bedeuten, dass man sich mit den Umständen abfindet oder sie hinnimmt, selbst wenn sie nicht ideal sind. Diese lockere Einstellung, Problemen gegenüber sei typisch für die Polinnen und Polen, erzählt Daniel.

Seit 13 Jahren in Freiburg

Von Augsburg in Deutschland, wo Daniel geboren wurde und aufgewachsen ist, zog es ihn 2010 für das Biologiestudium in die Schweiz, genauer gesagt nach Freiburg. Sein Bruder wohnt ebenfalls in der Schweiz, im Kanton Zug.

Weil er Sprachen liebt, aber sich nicht traute, das Studium ganz auf Französisch zu machen, war Freiburg perfekt. Hier konnte er es zweisprachig absolvieren.

Es gefällt mir sehr in Freiburg. Man ist sehr schnell in der Natur.

Wenn Daniel Gäste empfängt oder seine Familie aus Polen zu Besuch kommt, dann zeigt sie ihnen sehr gerne den Schwarzsee. "Das gehört immer zum Programm", sagt er und lacht.

Badet in eisigen Gewässern

Auch er selber ist gerne im Schwarzsee. Zum Beispiel im Winter zum Eisbaden. Er hat diese Aktivität vor ein paar Jahren mit einem polnischen Freund ins Leben gerufen - und die Gruppe wird immer grösser. Auch "Gfrörlis" können auf ihre Kosten kommen.

Es ist nur eine Frage der Überwindung

In Polen - und allgemein in Osteuropa - sind Eisbaden und Eisschwimmen weit verbreitet. Daniel freut es, ein bisschen Polen-Feeling in den Schwarzsee zu bringen.

Daumen raus und nett lächeln

Neben dem Eisbaden hat Daniel ein weiteres exotisches Hobby: Autostopp. Seit 2014 organisiert er eine Schweizer Meisterschaft im Autostopp, die jeweils in Freiburg startet. Gewonnen hat das Zweierteam, das als Erstes das etwa 300 Kilo­meter ent­fernte Ziel erreicht, meist ein Camping­platz. In diesem Jahr, bei der 9. Schweizer Autostopp-Meisterschaft, war das in Österreich am Bodensee, in der Nähe von Bregenz.

Die Meisterschaft wird im kleinen Rahmen ausgetragen. In Deutschland und Ost­europa ist Auto­stopp als "Rennsport" wesentlich populärer.

Viel­leicht nehmen da­durch auch mehr Auto­fahrer und Auto­fahr­er­innen wieder "Stöppler" mit

Neben dem günstigen Reisen steckt ein öko­lo­gisches Anliegen hinter der Idee. Be­ruf­lich hat Daniel Slodowicz einen Doktortitel in Naturschutzbiologie - und freut sich, wenn leere Auto­sitze ohne zu­sätz­lichen Ener­gie­ver­brauch mehr Menschen transportieren können.

Hoffnung auf bessere Zeiten

Polnische Musik mag Daniel vom Sänger und Songwriter Dawid Podsiadło. Bekannt wurde dieser als Gewinner der zweiten Staffel der polnischen Version von "The X Factor". Seitdem hat er eine erfolgreiche Solokarriere als Musiker verfolgt und ist bekannt für seine vielseitige Musik, die Elemente aus Pop, Rock und elektronischer Musik kombiniert. "W Dobra Strone" kann ins Deutsche übersetzt werden mit "Auf dem richtigen Weg" und erzählt von der Hoffnung auf bessere Zeiten und einem positiven Blickwinkel, selbst in schwierigen Situationen.

Zukunft in Freiburg?

Eigentlich ist Daniel für sein Studium in die Schweiz gekommen und hatte nicht vor, langfristig hier zu bleiben. Nach dem Bachelor hat er jedoch noch einen Master angehängt, eine Partnerin gefunden, mit der er nun ein anderthalbjähriges Kind hat - und Daniel ist happy mit seinem Job. In Zukunft kann er sich gut vorstellen, in Freiburg zu bleiben.

Hier findest du das ganze Gespräch mit Daniel Slodowicz:

RadioFr. - Nadina Schneuwly
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