"In Italien bin ich nun die Schweizerin"

In unserer Sommerserie beleuchten wir Menschen aus aller Welt, die im Kanton Freiburg ihre Heimat gefunden haben. Heute mit Wanda Chiappetta aus Apulien.

Wanda und ihr Mann Daniele Chiappetta vor ihrem Haus in Düdingen. Seit 20 Jahren wohnen sie in Düdingen. © RadioFr.

Wanda Chiappetta lebt mit ihrer Familie seit 20 Jahren in Düdingen. Ihre Wurzeln hat sie allerdings 1400 Kilometer und 14 Autostunden von hier entfernt, sie kommt ursprünglich aus dem süditalienischen Lecce. Italien zählt knapp 60 Millionen Einwohner.  

Das apulische Lecce befindet sich am Stiefel von Italien. Quelle: Wikipedia

Alleine in Deutschfreiburg leben rund 1000 Italienerinnen und Italiener, dies geht aus dem kantonalen Statistikamt hervor. Von den rund 70'000 Einwohner im See- und Sensebezirk sind rund 12'000 aus anderen Ländern. Italien ist dabei auf Rang 4 vertreten. 

Die antike Festung am Stiefelabsatz

Wanda kommt aus der Region Apulien, am Stiefelabsatz ganz im Süden von Italien. Zwischen den Olivenbäumen und an der Küste liegt das idyllische Städtchen Gallipoli. Dies sei ihr erster Tipp, den sie für Reisende in ihrer Region gibt. 

Pixabay - Der Strand von Gallipoli in Apulien

Und wenn Wanda in Süditalien in den Ferien ist, was sie mit ihrer Familie jedes Jahr macht, dann isst sie sehr gerne Pasta e ceci, also Pasta mit Kichererbsen. Ein einfaches, aber eines der besten Pastagerichte, so Wanda Chiappetta. Und wenn die Kinder während des Essens spielen gehen, dann ruft sie ganz im Stile der italienischen Mamma: 

Mi raccomando, fai attenzione!

Also sinnbildlich: Haltet die Ohren steif und passt auf. Wanda Chiapetta ist selbst von ihren Eltern eher streng erzogen worden. Sie musste im Vergleich zu allen Schweizer Kindern immer viel früher zu Hause sein, erinnert sie sich.

Mentalitätsunterschiede

Doch die Italiener haben in ihren Augen auch sehr viele positive Qualitäten. Sie nennt vor allem die Warmherzigkeit. Aber auch das "Lebenlassen" können die Italienerinnen und Italiener gut, sagt Wanda weiter. In Italien wird das Leben eher mehr genossen als in der Schweiz. Die Bürokratie und die Pünktlichkeit gehören hingegen laut Wanda nicht zu den Stärken der Italienerinnen und Italiener. 

Der Schweizer Lohn ist eine optische Täuschung

Auch die Lohnfrage birgt immer wieder unangenehme Überraschungen. Daniele und Wanda Chiappetta führen ein Gipser- und Malergeschäft in Düdingen und viele ihrer Mitarbeitenden sind aus Italien. Diese freuen sich dann immer über den hohen Lohn. "Doch dieser ist nur auf den ersten Blick so schmeichelhaft, denn in der Schweiz müssen wir die Steuern, die Krankenkasse und andere teure Lebensunterhaltskosten begleichen." Das sind sich viele Italiener nicht gewohnt, so Wanda Chiappetta weiter. In solchen Situationen unterstützt sie aber gerne ihre Mitarbeiter und hilft ihnen, sich finanziell und kulturell anzupassen.

"Du bist überall der Ausländer"

Auch wenn sich Wanda Chiappetta und ihre Familie im Senseland zu Hause fühlen, unterstreicht sie:

Wenn ich nach Italien komme, bin ich die Schweizerin, und hier in Düdingen bleibe ich etwas die Ausländerin.

Dies, obwohl Wanda perfekt zweisprachig ist und beide Kulturen perfekt kennt. Sie engagiert sich ausserdem in Düdingen im Schul- und Elternverein als Co-Präsidentin.

Bei italienischem Besuch...

Wenn die Familie aus Italien in Düdingen zu Besuch kommt, dann bleibt kaum Zeit für Exkursionen. Meistens wird dann den ganzen Tag gegessen und geplaudert. Wenn jedoch ein Italiener sie nach einem Ausflugstipp im Kanton Freiburg fragt, dann sagt sie immer: "Ein Fondue in Greyerz, das musst du einfach gemacht haben." Und wenn es dann mit dem Auto zurück nach Düdingen geht, dann läuft bei Wanda dieser italienische Klassiker, ihr Lieblingslied aus Italien, bei welchem sicher alle mitsingen können. 

Auch in Zukunft will Wanda Chiappetta in Düdingen bleiben, sie fühle sich dort "vögeliwohl". Doch sie weiss auch, dass ihre Kinder sofort dabei wären, wenn sie zurück nach Italien ziehen würden. Ihr Vater hatte in Apulien schon ein Haus gebaut und wollte nach dem Ruhestand in Italien ein kleines Geschäft übernehmen, doch er verstarb frühzeitig. So gehen die Chiappettas einfach jedes Jahr gerne zurück nach Süditalien für die Ferien. 

Hier findest du das ganze Gespräch mit Wanda Chiapetta:

RadioFr. - Renato Forni
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