"Diese Initiative gefährdet die Gesundheit der Bevölkerung"

Das Komitee zum Gegenvorschlag der 24h-Notfall-Initiative hat seine Abstimmungskampagne lanciert.

Im Komitee sitzen Vertreterinnen und Vertreter aus fast allen politischen Sektionen sowie verschiedenen Organisationen aus der Gesundheitsbranche. © RadioFr.

Am 9. Juni wird die Freiburger Stimmbevölkerung über die Volksinitiative "für eine bürgernahe 24-Stunden-Notfallversorgung in Spitälern" abstimmen. Der Initiativtext fordert, dass der Kanton die Nahversorgung in den Freiburger Spitälern angemessen unterstützt und finanziert. Dazu würde auch eine 24 Stunden Notfallaufnahme in Tafers und in Riaz zählen.

Die Gegnerinnen und Gegner der Initiative haben sich zusammengetan und einen konkreten Gegenvorschlag ausgearbeitet. Im Komitee sitzen politische Vertreterinnen und Vertreter von links bis rechts, sowie verschiedene Akteurinnen und Akteure aus der Gesundheitsbranche (u.a. Ärztinnen und Ärzte Freiburg, Berufsverband der Pflegefachfrauen und -männer). Auch der Freiburger Grosse Rat und der Staatsrat hatten sich gegen die Initiative ausgesprochen.

Was spricht gegen die Initiative?

Laut Simon Zurich, SP-Grossrat und Co-Präsident des Vereins „JA zum Gegenvorschlag H24“, gefährdet die Initiative die Gesundheit der Bevölkerung, wie er an einer Medienkonferenz verlauten liess. Die Notaufnahmen in Tafers und Riaz seien aus gutem Grund geschlossen worden. Die Ärztinnen und Ärzte und das Pflegepersonal hätten in kleinen Notfallstationen zu wenig Routine, um bestimmte Eingriffe sicher durchzuführen.

Zwei zusätzliche Notfallaufnahmen, die sieben Tage die Woche während 24 Stunden in Betrieb sind, seien wegen des grossen Fachkräftemangels gar nicht umsetzbar, sagte Émilie Risse, Vorstandsmitglied des Schweizer Berufsverbands der Pflegefachfrauen und -männer der Sektion Freiburg. Die Schichtarbeit während der Nacht sei für das Pflegepersonal extrem belastend.

Die überfüllte Notaufnahme im Kantonsspital HFR in Freiburg müsse nicht durch zusätzliche Notaufnahmen, sondern durch andere Massnahmen entlastet werden, so der Standpunkt des Komitees für den Gegenvorschlag.

Was will der Gegenvorschlag?

Das Hauptproblem, das zur Überlastung der Notaufnahme im HFR führt, sei, dass viele Menschen mit nicht-lebensbedrohlichen Anliegen in die Notaufnahme kommen. Um das zu verhindern, brauche es andere Anlaufstellen.

Der Gegenvorschlag sieht vor, dass eine kostenlose, zweisprachige Notfallnummer eingerichtet wird, die der Bevölkerung rund um die Uhr zur Verfügung steht. Diese würde von Fachpersonen betreut, die bereits am Telefon erste Ratschläge erteilten und den Betroffenen in nicht-lebensbedrohlichen Fällen Alternativen zur Notaufnahme aufzeigen können, wie etwa eine Permanence, ein Gesundheitszentrum oder eine Hausarztpraxis.

Ausserdem soll die Rettungskette für lebensbedrohliche Notfälle gestärkt werden. Die Ambulanz soll besser finanziert und durch andere Einsatzteams wie die sogenannten "Rapid Responders" unterstützt werden. Dies sind Rettungssanitäterinnen und -sanitäter, die im ganzen Kanton verteilt sind und in einem Notfall schneller vor Ort sein können als die Einsatzkräfte der 144.

Mit diesen Massnahmen soll die Notfallversorgung im Kanton neu organisiert und besser koordiniert werden, wie das Komitee an einer Medienkonferenz erklärte.

Ob die Freiburger Bevölkerung zwei zusätzliche 24h-Notaufnahmen oder eine Neuorganisation der Notfallversorgung will, kann sie am 9. Juni an der Urne entscheiden.

RadioFr. - Patrizia Nägelin
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