Viel Humor und rare Einblicke am FIFF 2024

Die Filme der 38. Ausgabe des Internationalen Filmfestival Freiburg FIFF kommen mit einer Prise Humor daher.

Dilli Dark ist der Eröffnungsfilm des FIFF 2024. Jetzt ist das ganze Programm des Filmfestivals bekannt. © zvg

Das Internationale Filmfestival Freiburg FIFF widmet sich in diesem Jahr mit viel Witz und Trotz seinen Kernthemen. Im Zentrum steht die Hip-Hop-Kultur, die in diesem Jahr ihren 50. Geburtstag feiert. In der Sektion Neues Territorium fokussiert man sich auf das Filmschaffen von Nordmazedonien. Gezeigt werden 100 Filme aus 49 Ländern, darunter 5 Weltpremieren und 40 Schweizer Premieren.

Das FIFF programmiert seit jeher Filme aus Ländern, in denen es oft nicht viel zu lachen gibt. In der 38. Ausgabe des Festivals findet sich erstaunlicherweise in fast der Hälfte der Langfilme im Wettbewerb eine Prise Humor.

So lässt sich Thierry Jobin, künstlerisches Leiter des Festivals, in einer Medienmitteilung zitieren. Der Humor am FIFF sei manchmal schwarz und oft auch schräg.

Déserts ist ein marokkanisches Roadmovie im Stil eines schrägen Westerns. (Bild: zvg)

Mit Cuadrilátero wird die Weltpremiere einer äusserst unmoralischen peruanischen Familiendystopie aufgeführt. (Bild: zvg)

Politische Debatten an Filmfestivals?

Im aktuellen politischen Klima werden auch Filmfestivals als Plattform für politische Statements verwendet, wie etwa jüngst an der Berlinale. Gewisse Aussagen von Kunstschaffenden könnten ein Filmfestival in ein schlechtes Licht rücken und Sponsoren abschrecken. Philippe Clivaz, operativer Leiter des FIFFS, sagt dazu:

"In erster Linie wählen wir einen Film anhand qualitativer Kriterien aus", sagt Thierry Jobin, künstlerischer Leiter des FIFF, gegenüber RadioFr. Es sei auch entscheidend, wer das Festival leite. "An der Berlinale ist zudem auch die deutsche Politik zu sehr involviert. Man muss Leitung und die Selektion kompetenten Personen aus der Branche überlassen", so Jobin weiter. Am FIFF werde mit dem Filmprogramm keine politische Position bezogen, sondern eröffne mit dem Film verschiedene Perspektive auf bestimmte Themen und sei ein Raum für den Diskurs.

50 Jahre Hip-Hop

Das FIFF 2024 befasst sich mit der urbanen Kultur, die aus Protest und dem Bedürfnis nach Ausdruck in den schwarzen und lateinamerikanischen Ghettos von New York entstand. Diese hat die Musik, die Filme, die Malerei oder auch den Tanz auf der ganzen Welt verändert. Vor einem halben Jahrhundert entstand der Hip-Hop in der South Bronx.

Das Publikum wurde in die Filmauswahl miteinbezogen. Die französische Mini-Serie Le Monde de demain hat es auch ins Programm geschafft. (Bild: zvg)

Filme, welche Teile der Hip-Hop-Kultur thematisieren, gibt es auf der ganzen Welt, erläutert Thierry Jobin. "Kaum eine Bewegung hat so sehr Aspekte unserer Lebensweise, wie wir uns Kleiden, sprechen, tanzen, wie wir Kunst oder Musik wahrnehmen geprägt, wie die Hip-Hop-Kultur." Als das FIFF vor einigen Monaten die Bevölkerung nach Projektideen zu diesem Thema befragte, seien sie von Vorschlägen überhäuft worden, so Jobin. "Man hat das Gefühl, dass mehr Personen im Kanton im Hip-Hop-Bereich tätig sind, als sich in Chören engagieren".

Das Filmschaffen Nordmazedoniens wird geehrt

In diesem weltweit ersten Panorama, das dem nordmazedonischen Kino gewidmet ist, sind am FIFF zehn Spielfilme sowie ein Programm mit sieben Kurzfilmen aus den letzten drei Jahrzehnten zu sehen.

Nordmazedonien ist ein Schmelztiegel verschiedener Kulturen, Ethnien und Religionen.

"Die Filmauswahl, die am FIFF gezeigt wird, rückt ein Land ins Rampenlicht, das unter Besatzungen und Kriegen gelitten hat", wird Samet Sulejmanoski, Kurator der Sektion Neues Territorium, in einer Mitteilung zitiert. Der in Freiburg lebende Nordmazedonier und Schweizer beschreibt ein engagiertes, feinfühliges und intelligentes Filmschaffen zwischen Poesie und Humor.

Zwei grosse Persönlichkeiten werden eingeladen

Die Cartes blanches der 38. Ausgabe wurden von der bekannten französisch-iranische Schauspielerin Golshifteh Farahani und dem französischen Regisseur Michel Gondry gestaltet.

Um dem Iran mehr Beachtung und Unterstützung zu schenken, lade das FIFF eine der beeindruckendsten iranischen Persönlichkeiten ein: Golshifteh Farahani. So Thierry Jobin, der künstlerische Leiter des Filmfestivals. 

Die französisch-iranische Schauspielerin arbeitete beim Dreh des Filmes
Body of Lies auch schon an der Seite von Leonardo DiCaprio.

Der französische Regisseur Michel Gondry begann seine Karriere mit Musikvideos für Björk, Daft Punk und Radiohead. Eternal Sunshine of the Spotless Mind – ein poetischer Science-Fiction-Film mit Jim Carrey und Kate Winslet in den Hauptrollen – gewann 2005 den Oscar für das beste Drehbuch.

Auch Gondry wird sechs seiner Lieblingsfilme vorstellen. Dazu gehören insbesondere die bittersüsse Komödie Le Goût des autres (2000) von Agnès Jaoui, der Klassiker des Kinderfilms Kes (1969) von Ken Loach und 
die schonungslose Sozialkomödie I soliti ignoti aus dem Jahr 1958.

Übrigens wird das FIFF in diesem Jahr wieder mit der Freiburger Gastronomie zusammenarbeiten. In verschiedenen Restaurants können Menüs bestellt werden, die als Begleitung zu einem bestimmten Film konzipiert wurden.

Die 38. Ausgabe des Internationalen Filmfestivals Freiburg FIFF findet vom 15. bis 24. März 2024 statt. Hier findet ihr das ganze Programm.

RadioFr. - Patrizia Nägelin / Valentin Brügger
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